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Das Ego in Konfliktgesprächen

Wie das Ego in Konfliktgesprächen agiert und wie die Beobachtung des Egos in Konfliktgesprächen helfen kann

Wie das Ego in Konfliktgesprächen agiert

Wenn wir ein Konfliktgespräch führen, führen wir es in der Regel aus dem Ego heraus. Denn nur das Ego macht Konflikte, nicht die Liebe. Ein häufiger Ansatz des Egos, dass zum Konflikt führt, ist das Rechthaben-Wollen. Gleichzeitig will es dem Anderen vermitteln, dass er/ sie unrecht hat. Wenn beide stark in ihrem Ego sind, ist das ein nach unten wirbelnder Teufelskreis.

Die Beobachtung des Egos

Ich habe es mir mittlerweile angewöhnt, mein Ego in Konfliktgesprächen zu beobachten. Wieso ist das hilfreich? Wenn ich mein Ego im Auge habe, bekomme ich besser mit, wenn ich aus dem Ego handle.

Wenn Gespräche im Ego geführt werden, sind sie oft emotional, schaukeln sich hoch und finden nicht mehr auf der Sachebene statt

. Zielführend ist ein solches Gespräch nicht, im Gegenteil. Meistens geht man mit einem ziemlich scheiss Gefühl aus dem Gespräch. Der erste Schritt ist das zu beobachten wenn es passiert und sich nicht dafür zu verurteilen. Es ist menschlich! :)

Mit ein bisschen Übung bekam ich sogar vor meiner Handlung mit, dass ich jetzt denn aus dem Ego agieren werde, und konnte mich noch rechtzeitig vor der Eskalation zurücknehmen, bzw. mit einem anderen Ansatz den Gesprächsverlauf fortsetzen. Des Weiteren konnte ich auch beobachten, wie mein Gesprächspartner langsam wieder runter kam, bis wir uns auf einer neutralen Ebene unterhalten konnten.

Ein Beispiel aus meinem Alltag.

Ich hatte ein schwieriges Gespräch vor mir. Der Sachverhalt des Gesprächs hat mich schon die ganze Woche beschäftigt und sehr runter gezogen. Ich fühlte mich ungerecht behandelt. Mein Ego war der vollen Überzeugung im Recht zu sein und hat den anderen in Gedanken angefangen schlecht zu machen. Wer kennt das nicht? Nun stand eine Konfrontation am Telefon an.

Die Gedanken aufschrieben

Ich habe mir davor meine ganzen Gedanken, die mehrheitlich aus dem Ego heraus waren (z.B. was mich an der Person stört), aufgeschrieben. Dadurch konnte ich schon einen grossen Teil des Frusts loswerden. Zudem hat es mir ermöglicht zu sehen, worum es mir eigentlich geht in der Sache. Nachdem ich alles aufgeschrieben hatte und das nochmals durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, wie sehr ich gerade im Ego bin. Mir wurde auch bewusst, dass ich so nicht zum Ziel komme und dass sich das ziemlich hochschaukeln würde, wenn ich der Person das alles an den Kopf knalle. Ich entscheid mich also ganz bewusst, nicht aus dem Ego raus zu agieren.

Das Gespräch

Als das Gespräch losging und ich meine Sicht darstellen wollte, fiel mir die Person bereits nach wenigen Sekunden ins Wort. Ich habe dies nicht persönlich genommen und habe nicht wütend reagiert (was ich sonst normalerweise getan hätte, hätte ich aus dem Ego agiert). Stattdessen habe ich die Person nett darum gebeten, mich ausreden zu lassen und ihr auch versichert, dass sie nachher gleich ihre Sicht darstellen kann und ich auch zuhören werde. Das hat sie dann akzeptiert. Als sie an der Reihe war, war sie immernoch stark im Ego. Sie begann ihre Sichtweise mit einer Drohung im zweiten Satz ("und wir können das sonst vor dem Mieterverband austragen").

Da ich dabei war, mein Ego zu beobachten und sehr genau darauf achtete, dass ich nicht mit meinem Ego einsteige, ist mir das Ego des anderen auch aufgefallen.. und mir ist auch aufgefallen, als die Person später umgeschwenkt hat und nicht mehr aus dem Ego agiert hat.

Auf diese Drohung bin ich ganz neutral mit einer Frage eingegangen: wieso sie denn das jetzt bereits auf diese Stufe austragen möchte? Ich sei der Überzeugung, dass wir das ohne Rechtsstreit hinbekommen. Ob sie anderer Meinung sei?

Damit habe ich ihrem Ego den Wind aus den Segeln genommen. Im Verlauf des restlichen Gesprächs kam noch eine solche Bemerkung ihrerseits, auf die ich genau so kühl und sachlich reagiert habe. Danach war der Weg für eine Lösungsfindung frei. Wir haben schlussendlich auch eine Lösung gefunden, die für beide zufriedenstellend war. Wäre ich mit meinem Ego eingestiegen, so nach dem Motto "Wie kannst du es wagen mir zu drohen!" hätte das niemandem was gebracht.

Ich habe auch erkannt, in welchen Punkten ich im Unrecht war. Wäre ich im Ego geblieben, hätte das meinem Ego überhaupt nicht gefallen und er hätte alles probiert, das irgendwie auf den anderen abzuwälzen. Denn das macht das Ego gerne.

Aber wenn ich es schaffe mich auf das Gespräch ohne Ego einzulassen, dann höre ich auch was der andere sagt und kann seine Sichtweise nachvollziehen. Beide haben ihre Sichtweisen und beide Sichtweisen sind richtig. Wer beurteilt wer richtig und falsch ist? Nur das Ego.

Die Wahrheit und der Kompromiss sind meistens irgendwo dazwischen.

Fazit

Fassen wir zusammen. Wenn ich mein Ego während eines Konfliktgesprächs beobachte, bietet das folgende Vorteile:

  • Das Ego verliert an Macht. Es kann nicht mehr im Unterbewussten Handeln, dadurch vermindert es automatisch seine Wirkung und seine Macht über mich.

  • Ich kann sachlich handeln, da ich nicht in diese Negativgefühlspirale des Egos einsteige. Ich lasse mich nicht mehr von meinen Ego-Emotionen leiten, sondern von meinem neutralen Verstand, von meinem Herzen oder im besten Fall von beidem gleichzeitig.

  • Ich kann mich entscheiden, anders zu handeln, mich nicht mehr auf Egospiele einzulassen... im Wissen, dass ich mir damit schlussendlich nur selber schade, da ich mit einem scheiss Gefühl aus dem Gespräch gehe und oben drauf nichts erreicht habe in der Regel.. keine zufriedenstellende Lösung erzielt habe.

  • Ich erkenne das Ego des anderen besser und kann besser damit umgehen.

  • Ich erkenne auch wenn ich im Unrecht bin, weil der Perspektivenwechsel möglich ist. Der Perspektivenwechsel ist nur möglich ohne Ego.

  • Ich kann besser meine Fehler dem Anderen gegenüber eingestehen.

  • Dadurch dass ich auf der Sachebene bleibe/ zurückkehre, bringt das mein Gesprächspartner auch automatisch wieder runter.

  • Ich komme schneller und ohne Gewalt zum Ziel.


Mit dieser Haltung werden Konfliktgespräche zu einem normalen Gespräch, die aus verschiedene Sichtweisen besteht. Dadurch verlieren die Konfliktgespräche ihre negativen Note und man muss keine angst mehr davor haben oder sich davor drücken wollen.

Frohes Konflikten! :)

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