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Vipassana Meditations Retreat


Ich verbrachte eine Woche in der Stille in einem buddhistischen Kloster auf Sri Lanka und habe Vipassana Meditation praktiziert. In diesem Artikel schildere ich die Rahmenbedingungen, was Vipassana ist, meine persönlichen Erfahrungen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse.

Rahmenbedingungen

Keine Handys, kein lesen, keine Musik, möglichst nicht reden. Zusammengefasst heisst das: keine Ablenkungen von der Aussenwelt. 4:00 war wake up time, 22:00 war bed time. Ziel wäre es 11-12 stunden Meditation täglich durchzuführen: 7 stunden Meditation im sitzen, 4 stunden Walking-Meditation. Das habe ich beim besten Willen nicht geschafft mit den übrigen Tagesabläufen wie essen, putzen, beten ritual etc. Wir bekamen zwei Mal am Tag eine Mahlzeit, gespendet von den Dorfeinwohner, die dafür vom Chiefmönch eine Segnung bekamen. Die letzte Mahlzeit war um 12:00, danach durfte wir nichts mehr gegessen werden.

Vipassana Meditation

Die Vipassana Meditation (auch genannt Insight Meditation) ist eine ganz andere Art zu meditieren, als ich es bis jetzt kannte und praktizierte. Es ist eine aktivere Konzentrationsmedization. Man beobachtet und konzentriert sich auf das, was kommt, seien es Gedanken, Gefühle, körperliche Empfindungen usw.

Kurz zusammengefasst geht es dabei darum zu erkennen, wie die Dinge wirklich sind.. alle mentale, emotionale, physische und wahrnehmerische Konditionen und Konditionierungen zu beobachten und folgende drei buddhistischen Wahrheiten des Dhammas zu erkennen:

--> sie sind veränderlich, nichts hält ewig an

--> sie sind nicht zufriedenstellend (langfristig betrachtet)

--> sie sind nicht ein selbst (sondern Konditionierungen)

Nach und mit dem Erkennen dieser Wahrheit lässt man es los. Und das loslassen fällt einem nach dieser Einsicht (=Insight) tatsächlich leichter, wie ich erfahren habe. Zudem bietet diese Betrachtungsweise die Möglichkeit, seine Gedanken/ Gefühle und co mit einem gewissen Abstand zu betrachten, man identifiziert sich nicht mehr mit ihnen.. Was einem ermöglicht auch die Dinge zuzulassen, die wir sonst verdrängen, weil wir Angst davor haben oder sie nicht wahrhaben/ annehmen wollen.

Persönliche Erfahrungen

Am ersten Tag als ich angekommen bin, dachte ich das halte ich keine zwei tage durch. Man kommt von der Aussenselt an diesen Ort der absoluten Ruhe, wo alle äusseren Reize wegfallen. Alles im Aussen bricht weg, was bleibt bist einzig und alleine du selbst. Es war sehr ungewohnt, irritierend und Angst einflössend, so auf einmal mit sich konfrontiert zu sein. Nach dem ersten Tag habe ich mich dann an diesem Setting gewohnt und es hat mir keine angst mehr gemacht.

Allerdings sind dann am zweiten Tag die anderen beiden "foreign yogis" neben mir abgereist, sodass ich den letzten Strohhalm an Identifikation mit der Aussenwelt (mit der gleichen Rasse so zusagen) auch noch "verloren habe". Ich war nun in meiner Wahrnehmung ganz alleine, unter ein haufen Mönche und singalische Yogis, die kein Englisch sprachen. Zuerst hatte ich wieder eine höllische Angst.. aber dann sah ich die Situation von einer anderen Perspektive an, nämlich als Chance mich wirklich zu begegnen, ohne jegliche äusseren Einflüsse und ohne einen äusseren Halt. Ich fühlte mich augenblicklich besser. Es ist immer eine frage des Blickwinkels. ;)

Ich praktizierte jeden tage 8-10 Stunden Meditation.

Mir hat es auch sehr geholfen, mir nicht mehr Selbstvorwürfe und mich nicht mehr selber abzulehnen für meine negativen Seiten, weil sie konditioniert sind und nicht zu meinem wahren ich gehören. Diese Erfahrung war einen riesen Gewinn für mich.

Auch wenn wir nicht meditierten, wurden wir angeleitet, im hier und jetzt zu sein, alles mit viel Bewusstheit zu erledigen. Wenn Gedanken auftauchen, diese dann beobachten.

In dieser Ruhe mit sich selber, in der ständigen Beobachtung seiner inneren Prozesse, habe ich sehr viel über mich selber erkannt. Es ist die längste und intensivste Begegnung, die ich jemals mit mir selber gemacht habe. Man bekommt fast alles mit, auch die unbewussten Gedanken (wenn es in uns denkt und wir nicht selber aktiv denken). Diese Gedanken waren schlussendlich am aufschlussreichsten für die Selbsterkenntnis. Es ist zu viel um alles aufzulisten, was ich erkannt habe. Aber eins möchte ich erwähnen, da ich denke, dass wir alle diese Programmierung in unserer Leistungsgesellschaft mehr oder weniger stark ausgeprägt haben.

Erkenntnisse

Der innere Druckmacher

Mein innerer Druckmacher, Leistungen zu erbringen, wurde mir sehr deutlich vor Augen geführt. Bei mir ist es besonders stark ausgeprägt, da ich mein Selbstwertgefühl in einem hohen Mass an meine Leistungen geknüpft habe. Selbst in dieser Woche, als es darum ging nichts zu tun, wurde ich nicht von meinem Druckmacher verschont. Ich fühlte mich schuldig, hatte schlechte Gefühle, wurde innerlich unruhig und setzte mich selber unter Druck, die 11 stunden Meditation einzuhalten, die der Chief Mönch mir aufgetragen hat. Es dachte in mir: "Scheisse, heute habe ich nur 10 statt 11 stunden Meditation gemacht!" Ich meine hallo, geht's noch?! Ich konnte ihn auch schwer abstellen, und nervte mich dann noch mehr, dass ich es nicht konnte. Erst gegen ende Woche konnte ich es entspannter nehmen und über mich selber lachen.

Bewusstheit in den alltäglichen Arbeiten bringen ist der Weg zur inneren Freude und Gelassenheit

Was ich auch sehr bereichernd fand, ist alles so bewusst zu erledigen. Jede alltägliche Handlung, wie z.b. Zähneputzen bewusst im hier und jetzt zu erleben. Natürlich schweift man immer wieder mit den Gedanken ab und ich musste mich ständig wieder zurück holen, was viel Konzentration und Energie gebraucht hat. Da wurde mir auch bewusst, wie unbewusst ich durch den Alltag gehe. Ständig im Kopf, am denken und dabei verpassen wir die Freude des Augenblicks. Denn genau das stellte sich ein, als ich mehr Bewusstheit in meine Handlungen legte.. Eine tiefe innere Freude und Verbundenheit zu dem, was ist. Das zu erfahren war ein grosses Geschenk, dass ich für mich mitnehmen werde und in meinem Alltag beibehalten werde. Und wenn ich dadurch nur 5% meines Tages mehr im Hier und Jetzt verbringe, macht das einen Unterschied.. Mit der Zeit wird es immer mehr. Vor allem werde ich darauf achten auch die Dinge, die ich nicht so gerne mache (z.b. Putzen) mit viel Liebe und Bewusstheit zu erledigen. Machen muss ich es sowieso, ich kann aber entscheiden mit welcher Haltung und Energie ich es mache. Das eine verbessert mein Gefühl und empfinden, das andere verschlechtert es. Ich denke das ist etwas, was man sich mit viel Geduld antrainieren kann und damit seine Lebenswirklichkeit massgeblich verbessern kann.

Das sind nur die wichtigsten Sachen, die ich für mich gelernt und mitnehmen konnte. Es war eine unheimlich bereichernde Erfahrung und so zu sagen für mich der Startschuss, in ein glücklicheres und erfüllteres leben in Bewusstheit. Ich werde auf jedenfall zu Beginn meiner Weltreise im Sommer 2017 für längere zeit in ein Ashram gehen, um diese Lebensweise zu vertiefen.

Fazit

- Wenn wir mehr Bewusstheit in unseren Alltag und in den alltäglichen Arbeiten bringen, gelangen wir immer mehr zur inneren Freude, Zufriedenheit und Gelassenheit.

- Der innere Druckmacher ist bei vielen da, um unser mehr oder weniger stark vermindertes Selbstwertgefühl über die Leistungen zu kompensieren und/ oder zu steigern.

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